LEGIO XV

Geschichtlicher Verlauf der Legio XV

LEGIONSGESCHICHTE IN DER RÖMERZEIT

Republikanische Zeit

Die Legio XV Apollinaris wurde von Gaius Julius Caesar während des gallischen Krieges, dokumentiert in seinem gleichnamigen Kriegsbericht[2], im Jahr 53 v.Chr. aufgestellt. Nach zwei Jahren Engagement im gallischen Krieg bezog sie 51 v.Chr in der Umgebung von Aquileia (Oberitalien) ihr Winterlager. Im Jahr 50 v.Chr kam die Legion nach Capua, wo sie dem Kommando des Pompeius unterstellt wurde. Im Zuge des Bürgerkriegs nahm sie 48 v.Chr. an der Schlacht von Pharsalos (Thessalien) zwischen Ceasar und Pompeius teil. Nach dem Pompeius die Schlacht verlor, übernahm Ceasar wiederum das Kommando über die – durch neu rekrutierte Soldaten verstärkte – Legio XV. Die Legion wird wohl nach Caesars Ermordung 44 v.Chr. von seinem Adoptivsohn Octavian – dem späteren Kaiser Augustus – übernommen worden sein. Grabsteinfunden zufolge ist 42 v.Chr. eine Teilnahme an der Schlacht von Philippi auf Seiten des Antonius und Octavian sehr wahrscheinlich. Die Mitwirkung an der Schlacht von Naulochus und dem Illyrischen Feldzug in den Jahren 36 – 33 v.Chr. kann trotz mangelnder Indizien als sehr wahrscheinlich angenommen werden. Der genaue Zeitpunkt der erstmaligen Verwendung des Legionsbeinamens ist nicht mit absoluter Sicherheit zu datieren, der für die Namensgebung in Frage kommende Zeitraum erstreckt sich von der Übernahme der Legion durch Oktavian 44 v.Chr, bis zur Schlacht von Actium 31 v.Chr. Apollinaris leitet sich von dem römischen Gott Apollo ab, welcher von Oktavian als Schutz- und Familiengott hoch verehrt wurde und dürfte sich auf Apollo als Siegbringer in der Schlacht beziehen. Wheeler[3] zufolge erhielt die Legion ihren Beinamen nach der Schlacht von Naulochus 36 v.Chr. Vermutlich ist der 15. Legion aber ihr Legionsbeiname Apollinaris – dem Apollo geweiht – erst etwas später, nämlich im Zuge des illyrischen Feldzuges (siehe unten Zitat Ritterling) oder nach der siegreichen Schlacht bei Actium, aufgrund besonderer Leistungen, von Octavian verliehen worden. Letzteres Ereignis scheint am ehesten ursächlich für die Namensgebung zu sein da Octavians Triumph bei Actium auch als der Sieg „seines“ Gottes Apollo über den von seinem Kontrahenten Marcus Antonius besonders verehrten Gott Dionysos dargestellt wurde.

„Apollon, für dessen Verherrlichung Augustus mehr als alle Römer vor oder auch nach ihm getan hat, hat einer um seinen Verehrer hervorragend verdienten L[egio XV Apollinaris]. … seinen Namen geliehen… Den Grund für diese Bevorzugung gerade der leg. XV kennen wir nicht; möglicherweise reicht die engere Beziehung der L[egio XV Apollinaris]. zu ihrem Feldherrn noch in die Triumviralzeit zurück, in der z.B. die schweren Kämpfe in Illyrium 34/33 v.Chr. manche Gelegenheit geboten haben werden.“

(Ritterling, 1925, ‚Legio (XV Apollinaris)‘) [4]

Augusteisch-Tiberische Zeit

In augusteischer Zeit war die Legio XV Teil verschiedener Expeditionsheere. So ist zwischen 27 und 19 v.Chr. eine Teilnahme an den Kriegszügen des Augustus gegen die Cantabrer, Asturer und Lusitanier anzunehmen. Wenig später begannen die pannonisch-dalmatischen Kriege (16 v.Chr.) mit der militärischen Besetzung Westpannoniens und den darauf folgenden Aufstandsbewegungen (13 – 8 v.Chr) in welche auch die Legio XV unter dem Kommando der Feldherren Tiberius und Agrippa mit einiger Sicherheit involviert war.

Schlachten und Feldzüge der Legio XV von 53 v.Chr. bis 9 n.Chr.

Die Legio XV nahm mit einiger Wahrscheinlichkeit an folgenden Auseinandersetzungen in spätrepublikanischer und augusteischer Zeit teil.

EreignisJahrFeldherr
Gallischer Krieg53 – 51 v.Chr.Caesar
Schlacht bei Pharsalos48 v.Chr.Pompeius
Schlacht bei Philipi42 v.Chr.Antonius und Octavian
Schlacht bei Naulochos36 v.Chr.Agrippa
Illyrischer Feldzug35 – 33 v.Chr.Octavian
Schlacht bei Actium31 v.Chr.Octavian
Krieg gegen Cantaber, Asturer und Lusitaner35 – 33 v.Chr.Octavian
Pannonisch-Dalamtische Kriege16 – 8 v.Chr.Tiberius und Agrippa
Pannonisch-Dalmatischer Aufstand6 – 9 n.Chr.Tiberius

Im Zuge der Teilnahme an der von Tiberius in den Jahren 6 – 9 n.Chr. durchgeführten Niederschlagung des pannonischen Aufstandes war die Legio XV in Emona stationiert. Nach Beendigung des Feldzuges spricht einiges dafür, dass sie bereits Ende 9 n.Chr in Siscia ihr Winterquartier aufschlug und Siscia in der Folge der Legion als Legionslager diente. Im Jahr 14. n.Chr. kam es zum Aufstand der pannonischen Legionen (Legio XV Apollinaris, Legio IX Hispana, Legio VIII Augusta) im gemeinsamen und nicht genau lokalisierbaren Sommerlager welches irgendwo im damaligen Grenzgebiet an der Drau bzw. an der Donau vermutet wird. In tiberischer Zeit muss aufgrund der Funde von einer Vexilla Veteranorum der 15. Legion mit Aquileia als Standort ausgegangen werden. Vexillationen (für Sonderaufgaben abgestellte Abteilungen einer Legion) der pannonischen Legionen hatten in Aquileia wohl vorwiegend Verwaltungsaufgaben zu erledigen, für die ältere Soldaten herangezogen wurden. Im Gegensatz zur augusteischen Epoche erlebte die Legio XV unter Tiberius eine Phase des Friedens. Die Legion wird wohl mit der Schaffung einer funktionierenden Infrastruktur (Straßenbau, öffentl. Gebäude, ..) in Pannonien beauftragt worden sein. Ob die Legio XV in dieser Zeit einen Standortwechsel von Siscia nach Savaria oder Vindobona vornahm, kann wegen nicht existierender Belege nicht beurteilt werden. Wobei eher – mit einigen Vorbehalten – für diese Zeit Vindobona als Standort für die Legio XV in Frage zu kommen scheint.

Zeitraum von Caligula bis Traian (Legionsstandort Carnuntum)

Archäologisch gesichert ist die Belegung des Legionslagers Carnuntum (Petronell und Bad Deutsch-Altenburg, NÖ) durch die Legio XV Apollinaris, die sich zur Abschreckung und Überwachung (Markomannen) am Donauufer postieren sollte und in der Folge ein festes Standlager errichtete, ab 39/40 n.Chr. Es wird auch eine Verlegung bereits in den Jahren 14/15 n.Chr[6] für möglich gehalten, jedoch fehlt hierfür bis dato der archäologische Beweis. Die erste Stationierungsperiode dauerte bis 63 n.Chr., der Aufenthalt der Legion verlief in diesen 24 Jahren wahrscheinlich bzw. nach heutigem Wissensstand ohne größere Zwischenfälle. Funde beweisen die Existenz von Detachements der Legio XV, welche zur militärischen Sicherung und zum Aufbau einer entsprechenden überregionalen Infrastruktur für den Legionsstandort benötigt wurden.

„Die Legion erbaute ihr ungefähr 500×400 m großes Lager zwischen Petronell und Deutsch-Altenburg, zu beiden Seiten des 42. Meilensteins.“

(Sontheimer & Ziegler 1979, Der kleine Pauly, Bd. 1, 1059)

Als im Jahr 63 n.Chr Corbulo für die Auseinandersetzung mit den Parthern am Euphrat Truppenverstärkung benötigte wurde sie in den Orient verlegt. Das Kommando über die Legion während der folgenden Kriegshandlungen hatte der Legat Marius Celsus. Aufgrund der späteren Teilnahme am im Jahr 66 n.Chr. beginnenden jüdischen Krieg scheint der Verbleib im Orient als sehr wahrscheinlich, auch wenn jegliche eindeutige Hinweise fehlen. Im Jahr 66 n.Chr. übernahm Vespasian den Oberbefehl über die für den jüdischen Krieg zusammengezogene römische Streitmacht. Die in Alexandria stehende 15. Legion wurde von seinem Befehlshaber Titus – Vespasians Sohn und späterer Kaiser – zum Sammelpunkt der Legionen (Legio XV Apollinaris, Legio V Macedonia, Legio X Fretensis) nach Syrien in die Küstenstadt Ptolemais geführt.